SAFe® 5.1 - Neuigkeiten aus dem Scaled Agile Framework
Vor fast genau einem Jahr ist die Version SAFe® 5.0 von der Scaled Agile, Inc.® (SAI) veröffentlicht worden.
Es ist schön zu sehen, wie die SAI auf Feedback aus den weltweiten Implementierungen reagiert und das in das Framework einfließen lässt.
Jetzt steht die Version 5.1 ab dem 10.2.21 in den Startlöchern. Seit dem 28.1.21 gab die SAI weltweit das Trainer Enablement für die auf 5.1 geänderten Trainings frei. Alle SPC's können sich also seit dem inhaltlich damit auseinandersetzen, um dann von den Verbesserungen zu profitieren.
Hier ein Überblick:
Bei oberflächlicher Betrachtung sieht es wie ein Facelift des Big Picture aus, wenn man sich intensiver damit beschäftigt erkannt man schnell, dass es auch unter der Haube einige Änderungen gegeben hat.
Auf dem Big Picture sind Anpassungen vorgenommen worden, die durch bessere Visualisierung für mehr Klarheit sorgen oder die auf dem Bild noch nicht vorhanden waren, obwohl die Themen bereits Teil des Frameworks sind. Die Änderungen betreffen vor allem die Portfolio-Ebene, so wie die Essential-Ebene des Big Pictures.
Bisher war im Portfolio Level nur ein „Value Stream“ sichtbar, obwohl SAFe zwischen „Operational-Value Streams“ und „Development-Value Streams“ unterscheidet, was oft zu Verwirrungen geführt hat. Die Version 5.1 schafft hier Klarheit in dem sie getrennte Icons für die Value Streams in das Big Picture aufgenommen hat. Am Ursprünglichen Platz finden wir wie bisher die „Development-Value Streams“, welche die Schritte und die Beteiligten enthalten, die Solutions für den Kunden bzw. die Weiterentwicklung der "Operational Value Stream" bereitstellen. Der Zusammenhang von „Development-Value Streams“ und „Solutions“ wird jetzt mit einem zusätzlichen, neuen Icon für die Solutions auf dem Big Picture unterstrichen.
Der Business Agilität zur Seite gestellt finden wir das Icon für den „Operational-Value Stream“, der die Schritte und Beteiligten abbildet, die dem End-User den Wert liefern, gerne auch mal als "Geschäftsprozess" oder "Business Unit" tituliert.
Die Methode des „Participatory Budgeting“ ist schon mit der Version 5.0 in das Framework aufgenommen worden, war bisher aber nicht auf dem Big Picture berücksichtigt und hat jetzt mit der Version 5.1 als Icon seinen Weg auf die Übersicht geschafft.
Auf der Essential-Ebene gibt es diverse Anpassungen, die für mehr Klarheit sorgen, wie die grafische Neugestaltung der „Continuous Delivery Pipeline“, die hervorhebt, dass es sich bei den Aktivitäten „Exploration“, „Integration“ und „Deployment“ nicht um eine sequenzielle Abfolge handelt, die einmal im PI durchlaufen wird, sondern dass es hier um drei unabhängige Bestandteile der CDP geht, die kontinuierlich und parallel zueinander laufen. Ebenfalls wird das Missverständnis, dass das „Release on Demand“ am Ende des PI passieren soll, durch eine bessere Visualisierung ausgeräumt. Auf dem neuen Big Picture ist schön zu erkennen, dass, sobald neue Features bereit sind released zu werden, sie auch released werden können, um Wert für den Kunden so schnell wie möglich zu realisieren.
Die Grenzen den PI-Increment sind nicht mehr so stark hervorgehoben. So betont die SAI, dass der Fokus auf einem kontinuierlichen Flow liegt und dass ein PIPE genau das ist, was es ist: ein Planungsevent für die nächsten Iterationen.
Schön ist, dass einige Altlasten beseitigt worden sind. So ist das Wort „Program“ endlich nicht mehr auf dem Big Picture zu finden und das Zusammenwachsen der Team-Ebene und Program-Ebenen, die wir noch aus SAFe 4.6 in Erinnerung haben, zur Essential-Ebene ist endgültig vollzogen.
Das Icon der „Solution“, die wir mit einem ART entwickeln, wurde auf dem Big Picture aktualisiert und an die Visualisierung, wie sie in einigen Artikeln und den Trainingsunterlagen verwendet wird, angepasst.
Tiefgreifender ist die Anpassung des DevOps Icons und Konzeptes. Es repräsentiert jetzt nicht mehr nur den Mindset & Kultur Teil von DevOps, sondern es gibt einen neuen Artikel der DevOps Schlüsseltechniken und Tools beschreibt und das Thema "Ende-zu-Ende-Security" bildlich integriert. Dies spiegelt sich in der Gestaltung des Icons wider.
Eine Subtile, aber dennoch eine sehr bemerkenswerte Änderung findet sich bei den Agilen Teams. Dass Agile Teams nicht zwangsläufig etwas mit der Programmierung einer Lösung zu tun haben muss, wurde schon länger betont. SAFe® 5.0 hat dem Rechnung getragen, in dem sie das „Dev“ vom Development Team weggenommen haben und statt dessen eine Aufzählung von Domänen (Business | Dev | Ops | Support) unter das Agile Team gesetzt wurde. Mit SAFe 5.1 ist die Aufzählung vereinfacht worden: Es wird nur noch von "Business" und "Technology" gesprochen. Das Spannende versteckt sich hinter dem Link: Eine neue „Business and Technology“ Landing Page. Im Business Bereich finden sich Informationen zu agilen Business Domänen wie „Agile Marketing“, „Agile HR“ oder „Agile Contracts“. Informationen, die vorher schon auf der SAI Webseite in Advanced Articles zu finden waren. Im Bereich Technology findet sich neben den bekannten Software Artikeln jetzt auch ein Artikel zur agilen Hardware Entwicklung. Das ist deshalb besonders interessant, weil der Hardwarebereich aufgrund seiner längeren Produktzyklen bisher nicht im Fokus der agilen Entwicklung stand und sich die Idee, auch Hardware agile zu entwickeln, jetzt erst langsam durchsetzt. Beispiele, dass eine agile Entwicklung auch im Hardwarebereich Sinn ergibt, gibt es mittlerweile einige. Eine Entwicklung die bestimmt noch an Fahrt aufnehmen und sich weiter im Framework niederschlagen wird.
Ein weiters spannendes Update, das man nur zu sehen bekommt, wenn man die Haube aufmacht, sind die Ideen aus dem empfehlenswerten Buch „Team Topologies“ von Matthew Skelton und Manuel Pais, die in diverse Artikel eingeflossen sind. Bisher wurde hier nur zwischen Komponenten-Teams und Feature-Teams unterschieden. Da dies für viele Situationen nicht ausreichend war, werden nun 4 konkrete Patterns ("Stream-aligned team", "Complicated subsystem team", "Platform team" und "Enabling team") vorgestellt. Diese Organisationsmuster können bei Teams und auch bei ARTs angewendet werden. Hierdurch kann im Zuschnitt eine bessere Kombination von Kundenorientierung und Berücksichtigung von technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen erreicht werden.
Die Updates des SAFe Framework nehmen die aktuellen, spannenden Neuentwicklungen aus der Welt der Agilität und Produktentwicklung in das Framework auf. Egal aus welcher Perspektive wir das Framework betrachten, als Entscheider, der eine Transformation verantwortet, als RTE oder SPC, der die Transformation begleitet, oder als Mitarbeiter, der mitten in der Transformation steckt, es lohnt sich hier auf dem Laufenden zu bleiben.
So entwickeln wir eine "Continuous Learning Culture" die notwendig ist, um uns an unsere sich ständig verändernde Welt schnell genug anzupassen.
Autor: Marc Bauer
Möchten Sie Kontakt mit Marc aufnehmen? Schreiben Sie uns.
Mehr Interviews