Kollegiale Führung - Teil 1: Mitarbeiter mit angezogener Handbremse!
Die Anpassungsfähigkeit an die Veränderungen im Markt und somit der Erfolg einer Dienstleistungsunternehmung mit Wissensarbeitern, hängt sehr stark von der emotionalen Bindung der Mitarbeiter zum Arbeitgeber ab. In regelmässigen Abständen erstellt deshalb die Firma Gallup weltweit den entsprechenden “Engagement Index”.
Trotz wissenschaftlichen Erkenntnissen über einen Nutzen verbesserte sich der Wert über die letzten Jahre kaum.
Wo bleibt die Motivation?
Durch die aufkommende Digitalisierung werden immer mehr Unternehmen zum Mitmachen bei diesen neuen Möglichkeiten gedrängt. Konkurrenten holen auf und übernehmen Kunden, weil sie jetzt schneller reagieren und auch bessere Produkte und Dienstleistungen haben. Da fragt sich manch Firmeninhaber, wie er in dieser Situation reagieren soll. Die Mitarbeiter sind zwar gut ausgebildet und leisten solide Arbeit. Aber irgendwie ist kein richtiges Feuer mehr in der Firma zu spüren. Es kommt uns so vor, als ob ein Grossteil der Mitarbeiter mit angezogener Handbremse unterwegs sind.
“Fast 80 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer engagieren sich kaum oder gar nicht im Betrieb. Das kostet unsere Volkswirtschaft jährlich 50 Milliarden Franken. Trotzdem ist das Arbeitsethos hoch.” - Axel Gloger
Diese Schlagzeile war 2005 in der Handelszeitung zu lesen. Unklar ist, ob das Management damals aufgerüttelt wurde oder nicht. In der Zwischenzeit sind 15 Jahre vergangen und ich frage mich, ob sich das Engagement der Arbeitnehmer bis heute verändert hat. Die Antwort lautet: Nein. Die Anzahl der Arbeitnehmer mit hoher Bindung, also die, die wirklich hinter der Firma stehen, gerne dort arbeiten, von ihr als Arbeitgeber überzeugt sind und sie an potentielle Mitarbeiter empfehlen, schwankte seitdem je nach Krise ein wenig, liegt aber seit Jahren zwischen 10% und 15%.
Es gibt immer wieder gute Mitarbeiter, die gute und solide Ideen haben. Sobald es allerdings an die Umsetzung geht, scheitert es an vielen kleinen Faktoren. Zudem lassen sich solche Projekte kaum neben dem operativen Geschäft noch einplanen. Die Führungskräfte sind oft mit dem laufenden Geschäft schon ausgelastet und finden kaum Zeit, sich um diese Veränderungen zu kümmern. Also werden die Pläne zuerst mal in die Schublade gelegt.
wo stehen wir in der Schweiz?
Mich beschäftigt noch eine weitere Frage: “Ist die emotionale Bindung in der Schweiz zumindest höher als im deutschsprachigen Ausland?” Hätte ein Wirtschaftsstudent mich bei einer Umfrage auf der Strasse dies gefragt, hätte ich mit Überzeugung Ja gesagt. Ob das Patriotismus oder nur naive Selbstüberschätzung ist, spielt hierbei keine Rolle.
Fazit: Im Vergleich zu Deutschland und Österreich haben wir in der Schweiz den tiefsten Wert!
Auweia... den muss ich erst mal verdauen.
Der Anteil der Mitarbeiter mit wenig Bindung ist dafür am Höchsten. Was bedeutet, dass die Mitarbeiter täglich zur Arbeit kommen und tun was man ihnen aufträgt, sich auf die Betriebsfeier freuen, aber in Gedanken sich mehr mit ihrer Freizeit als mit der Verbesserung der Firma beschäftigen. Glücklicherweise kann diese Gruppe zumindest motiviert werden, im Gegensatz zu denjenigen, die innerlich schon gekündigt haben.
Unser Schweizer Pflichtgefühl und unsere Rechtschaffenheit reichen somit bereits aus, um die Schweiz wirtschaftlich erfolgreich zu machen.
Aber wollen wir uns damit zufrieden geben? War das schon unser Bestes? Ich denke nicht.
Wie finde ich heraus, wo meine eigene Firma steht?
Eine einfache und schnelle Lösung bietet der "Net Promoter Score", der 2003 von Bain and Company eingeführt wurde. Eine Beschreibung im Internet ist unter anderem hier zu finden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden gebeten, folgende Aussagen zwischen 1 und 10 zu bewerten:
Ich würde meinen Freunden die Produkte und Dienstleistungen meiner Firma empfehlen.
Ich würde meinen Arbeitgeber als einen hervorragenden Arbeitsplatz empfehlen.
Wenn ich nochmal einen Job suchen würde, würde ich mich wieder hier bewerben.
Der durchschnittliche %-Anteil der Promotoren (Antwort 9 und 10) kann direkt dem Anteil der Mitarbeiter mit hoher Bindung gleichgesetzt werden.
Wie kann die Situation verbessert werden?
🎯Wie wäre es, wenn wir einen Teil der oben genannten 50 Milliarden Franken doch noch realisieren könnten?
🎯Was müsste sich ändern, damit mehr Mitarbeiter wirklich hinter dem Arbeitgeber stehen?
🎯Was wäre, wenn die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, mitdenken, die extra Meile gehen und mit einem Strahlen in den Augen gegenüber Freunden von ihrem Arbeitgeber erzählen würden?
Kurze Antwort:
Wir brauchen verbundene, motivierte und zufriedene Mitarbeiter!
Eine ausführliche Antwort findet ihr in Teil 2… ➡️
Autor: Ulrich Brawand
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